Projekte

Lange setzte die Regulierung von Lieferketten auf freiwillige Selbststeuerung, etwa durch Zertifizierungen und Audits. Erst in den letzten Jahren wurden verbindliche Regulierungen eingeführt, wie das französische Loi de Vigilance (2017), das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG, 2023) und die EU-Lieferkettenrichtlinie (2024).

Diese verpflichten Unternehmen, Nachhaltigkeits-, Menschenrechts- und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette nachzuweisen. Die Auswirkungen dieser Regulierungen sind jedoch noch weitgehend unerforscht, besonders hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Unternehmen, Governance-Strukturen und Nachhaltigkeit in den Produktionsländern. Die übergeordnete Leitfrage des Wissenschaftsraums lautet daher: Welche tatsächlichen und potenziellen Wirkungen haben Lieferkettengesetze und verwandte Governance-Initiativen, um eine Transformation von globalen Wertschöpfungsketten (GVC) in Richtung Nachhaltigkeit zu befördern? Ziel des Wissenschaftsraums ist es, die Wirkungen, Potenziale und Grenzen der Nachhaltigkeitsgovernance von GVC zu verstehen und damit einen Beitrag zur Transformation von Lieferketten hin zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten. Für einen möglichst ganzheitlichen Blick werden diese Zusammenhänge aus drei Perspektiven beleuchtet. Unserem interdisziplinären Forschungsdesign zugrunde liegt das Transfer-Motiv, sowohl für das Bundesland Niedersachsen als auch für Länder des Globalen Südens relevante Erkenntnisse zu gewinnen.

cluster 1

Public Governance

Die Forschungsgruppe untersucht, wie das Design von Regulierungen für globale Wertschöpfungsketten (GVC) geeignet ist, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – und das im Zusammenspiel mit bestehenden Zertifizierungen, Handelsabkommen und internationalen Umweltabkommen.

Besonderes Augenmerk liegt auf der Wirksamkeit dieser Regulierungen in verschiedenen Regionen, Industrien und politischen Kontexten. Weitere zentrale Fragen betreffen die Rolle staatlicher Verwaltungsstrukturen, Gerichte und zivilgesellschaftlicher Organisationen bei der Kontrolle, Sanktionierung und Aufdeckung von Missständen sowie die Bedeutung von Beschwerde- und Klageverfahren. Die Gruppe erforscht zudem, wie verschiedene Interessengruppen, einschließlich Unternehmen, Regierungen, NGOs und der Zivilgesellschaft, effektiv zusammenarbeiten können, um nachhaltige Lieferketten zu fördern.

cluster 2

Corporate / Chain Governance

Dieses Cluster analysiert, wie sich gesetzliche Regulierungen auf die Governance globaler Wertschöpfungsketten in Unternehmensnetzwerken auswirken – und ob sie Nachhaltigkeitsziele tatsächlich fördern.

Im Fokus stehen Veränderungen in betrieblichen Prozessen wie Nachhaltigkeitsberichterstattung und -controlling sowie das Zusammenspiel mit bestehenden freiwilligen Standards. Auch die Rolle externer Akteure wie Auditierungsorganisationen sowie der Einsatz digitaler Lösungen, etwa KI-gestützter Analyse- und Monitoring-Tools, werden untersucht.

cluster 3

Regionale Perspektive, insb. Globaler Süden

Dieses Cluster untersucht, welche Veränderungen in der Transparenz globaler Wertschöpfungsketten durch neue Regulierungen tatsächlich eintreten – und welche beabsichtigten wie unbeabsichtigten Folgen sich für Umwelt, Menschenrechte, Geschlechtergerechtigkeit und wirtschaftliche Entwicklung insbesondere im Globalen Süden zeigen.

Zudem wird analysiert, wie komplementäre Initiativen – etwa in der Entwicklungszusammenarbeit – zur Effektivität, Legitimität und Gerechtigkeit von Lieferkettenregulierungen beitragen können.