Projektübersicht - Finn Bongert
Unternehmensführung, Überwachung und Berichterstattung

Projektübersicht
Transparenz in globalen Lieferketten gewinnt für Unternehmen, Regulierungsbehörden und Kapitalmärkte zunehmend an Bedeutung. Steigende regulatorische Anforderungen und sich wandelnde Erwartungen der Stakeholder haben zu einem höheren Bedarf an strukturierten Offenlegungen zu vorgelagerten Netzwerken, Beschaffungspraktiken und indirekten Risiken geführt – von Emissionen und Arbeitsrisiken bis hin zu Lieferant*innen-Governance und Beschaffungsstrategien. Jüngste wissenschaftliche Arbeiten haben unser Verständnis der Transparenz in Lieferketten erheblich verbessert, insbesondere hinsichtlich ihrer Treiber und konzeptionellen Grundlagen. Dieses Projekt ergänzt diese Bemühungen, indem es sich auf die empirischen Zusammenhänge zwischen Offenlegungspraktiken und Ergebnissen auf Unternehmensebene konzentriert und damit zu einer ganzheitlicheren Perspektive auf Transparenz als Governance-Mechanismus in internationalen Lieferketten beitragen will.
Als Teil einer interdisziplinären Forschungsinitiative zur Governance globaler Wertschöpfungsketten untersucht dieses Projekt die Transparenz der Lieferkette im europäischen regulatorischen Kontext, der durch Rahmenwerke wie die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) geprägt ist. Mit einem quantitativ-empirischen Ansatz wird analysiert, wie Unternehmensmerkmale und institutionelle Rahmenbedingungen die Offenlegungspraktiken beeinflussen und inwiefern Transparenz mit Veränderungen im Berichtsverhalten, in den Lieferkettenstrukturen oder in der Exposition von Unternehmen gegenüber nachhaltigkeitsbezogenen Risiken zusammenhängt.
Ziel ist es, zu ermitteln, welche unternehmensspezifischen und kontextuellen Faktoren mit bestimmten Mustern der Transparenz in Lieferketten zusammenhängen, und zu untersuchen, wie diese Offenlegungen mit beobachtbaren Ergebnissen auf Unternehmensebene zusammenhängen. Damit leistet es einen Beitrag zu einem empirisch fundierten Verständnis von Transparenz als Governance-Mechanismus und bietet eine Grundlage für die Bewertung ihrer Relevanz im regulatorischen und kapitalmarktbezogenen Kontext.
Warum ist diese Forschung wichtig?
· Identifizierung der wichtigsten Determinanten für die Offenlegung von Transparenz: Untersuchung, welche unternehmensspezifischen Merkmale (z. B. Größe, Branche, Eigentümerstruktur) und institutionellen Faktoren (z. B. Regulierung im Heimatland, Branchennormen) zu Unterschieden in der Art und Weise führen, wie Unternehmen ihre Beschaffung, Emissionen und arbeitsbezogenen Praktiken offenlegen.
· Quantifizierung wirtschaftlicher und risikobezogener Ergebnisse: Analyse, wie unterschiedliche Transparenzniveaus in der Lieferkette mit wirtschaftlich relevanten Kennzahlen – wie Kapitalkosten, operative Effizienz und risikobereinigte Renditen – korrelieren, und Bewertung, ob eine stärkere Offenlegung das Risiko nachhaltigkeitsbezogener Schocks (z. B. Bußgelder, Reputationsschäden) mindert.
· Informationen für Politik und Unternehmensstrategie: Bewertung, inwieweit bestehende EU-Vorschriften Anreize für oder Verpflichtungen zu einer sinnvollen Transparenz schaffen, und Bereitstellung evidenzbasierter Empfehlungen für Regulierungsbehörden und Unternehmensleitungen zur Optimierung der Offenlegungsrahmen, um die Interessen der Stakeholder in Einklang zu bringen, Informationsasymmetrien abzubauen und die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette insgesamt zu verbessern.
Mit wem arbeitest Du zusammen?
Ich stehe in Kontakt mit Sofiya Pohurskyy (Universität Osnabrück), um eine mögliche Forschungszusammenarbeit zu erkunden. Ziel ist es, KI-Tools mit Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette zu verknüpfen, die für die Gewährleistung von Effizienz, Compliance und Risikomanagement in globalen Wertschöpfungsketten zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Gibt es bereits erste Ergebnisse, die Du mit uns teilen möchtest?
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch keine ersten Ergebnisse. Eine wichtige wissenschaftliche Aufgabe in den kommenden Jahren wird jedoch die Entwicklung quantitativer Methoden sein, mit denen wir die Ausbreitung und Auswirkungen verschiedener Faktoren wie Störungen, Compliance-Anforderungen oder Qualitätsabweichungen entlang komplexer Lieferketten messen können. Dies wird ein zentraler Schwerpunkt der Forschung in den nächsten drei Jahren sein.