Was hat Dein Interesse an der Erforschung von Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten geweckt?

Was mich zu diesem Thema hingezogen hat, war die zunehmende Bedeutung der Transparenz in Lieferketten, nicht nur aus regulatorischer Sicht, sondern auch hinsichtlich ihrer praktischen Auswirkungen für Unternehmen. Angesichts der aktuellen geopolitischen Umbrüche und der sich wandelnden Handelsdynamik benötigen Unternehmen zunehmend Lieferketten, die transparent und nachvollziehbar sind und sich an Unsicherheiten anpassen können. Gleichzeitig bin ich der Meinung, dass Verletzungen grundlegender Menschenrechte, insbesondere in Form von moderner Sklaverei und Kinderarbeit, zu den ethisch inakzeptabelsten Aspekten der heutigen globalen Wirtschaft gehören. Da diese Missstände oft in komplexen Lieferkettenstrukturen verwurzelt sind, muss ihre Bekämpfung eine zentrale Priorität sein. Ich betrachte es als Privileg, durch meine bevorstehende Forschung einen Beitrag zu diesem wichtigen Bereich leisten zu können, wenn auch nur in geringem Umfang.

Was ist der Schwerpunkt Deiner aktuellen Forschung und welche Auswirkungen erhoffst Du Dir davon?

Meine aktuelle Forschung konzentriert sich darauf, quantitativ zu untersuchen, ob Unternehmensrichtlinien und regulatorische Maßnahmen tatsächlich messbare Auswirkungen entlang der Wertschöpfungsketten von Unternehmen haben. Ich sehe eine erhebliche Spannung zwischen den regulatorischen Erwartungen und der praktischen Umsetzbarkeit im Zusammenhang mit der Offenlegung von Lieferketten. Deshalb halte ich es für unerlässlich, wissenschaftlich zu ermitteln, welche Mechanismen einen echten, umfassenden Mehrwert schaffen und welche Maßnahmen das Risiko einer übermäßigen Bürokratie ohne sinnvolle Ergebnisse bergen. Das Ziel muss ein Gleichgewicht sein, das sowohl wirksame Nachhaltigkeitsmaßnahmen als auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit in Europa ermöglicht, da beides nicht isoliert erreicht werden kann. Mit dieser Forschung möchte ich zu einem größeren Bewusstsein und fundierteren Entscheidungen im Bereich verantwortungsvoller Lieferkettenpraktiken beitragen.

Was sind deiner Meinung nach die größten Wissenslücken in nachhaltigen globalen Wertschöpfungsketten?

Ich interessiere mich besonders für die Rolle von Transparenz und Governance in nachhaltigen globalen Wertschöpfungsketten. Es besteht ein wachsendes Interesse daran, zu verstehen, wie Unternehmenspolitik und Regulierungsbemühungen zu echten Verbesserungen in Bereichen wie Arbeitsbedingungen und Menschenrechte führen. Ich sehe auch einen Bedarf an mehr Einblicken in die finanziellen und strategischen Auswirkungen von Transparenz, insbesondere im europäischen Kontext, wo sich die Regulierungsstandards schnell weiterentwickeln. Die Untersuchung möglicher Zielkonflikte zwischen Regulierung, Machbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit ist dabei ein wichtiger Aspekt. Mein Ziel ist es, durch die Kombination von quantitativer Forschung und Praxisnähe eine fundiertere und ausgewogenere Diskussion zu unterstützen.

Wie hoffst du, mit anderen in diesem Forschungsnetzwerk zusammenzuarbeiten?

Ich wäre sehr an gemeinsamen Veröffentlichungen interessiert, sofern eine starke thematische Übereinstimmung besteht. Darüber hinaus glaube ich, dass eine offene Diskussion und ein reger Austausch für uns alle von Vorteil sind. Interdisziplinarität ist in diesem Bereich von entscheidender Bedeutung. Für mich liegt die wahre Stärke dieses Netzwerks in der Vielfalt der Perspektiven, die es aus den Bereichen Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Umweltwissenschaften und traditionellen Wirtschaftswissenschaften zusammenbringt. Diese Mischung trägt dazu bei, dass bei der Arbeit an einem so komplexen Thema kein Bereich außer Acht gelassen wird, und eröffnet wichtige Räume für Reflexion, Lernen und sinnvolle Verbindungen zwischen verschiedenen Hintergründen.

Profil

Finn Bongert ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Betriebswirtschaftslehre, insb. Accounting, Auditing & Corporate Governance der Leuphana Universität Lüneburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Governance, Monitoring und Reporting, wobei er untersucht, ob Unternehmensrichtlinien und regulatorische Maßnahmen tatsächlich messbare Auswirkungen entlang der Wertschöpfungsketten von Unternehmen haben.

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