Nora Große
Wissenschaftliche Mitarbeiterin (PhD)

Was hat Dein Interesse an der Erforschung von Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten geweckt?
Bereits 2011 schrieb ich meine Bachelorarbeit über die Grenzen der Verhaltenskodizes von Unternehmen bei der Regulierung von Arbeitsrechten in globalen Wertschöpfungsketten. Ich erinnere mich, dass ich Dokumentarfilme über die Bedingungen in Sweatshops und den Boykott von Bekleidungshändlern gesehen habe, aber mir wurde schnell klar, dass die Konzentration auf das individuelle Verbraucherverhalten von strukturellen Veränderungen ablenkt. Gleichzeitig haben mich die extremen globalen Ungleichheiten verblüfft, so dass ich mich weiterhin dafür interessiere, ob und unter welchen Bedingungen bestimmte Regionen und Akteure im globalen Süden von den historisch ungleichen Handelsbeziehungen in globalen Lieferketten profitieren können. Die Rolle der multinationalen Konzerne ist mir in diesem Zusammenhang besonders aufgefallen, da sie einen massiven (un-)direkten Einfluss auf Investitions- und politische Entscheidungen in vielen Ländern haben.
Was ist der Schwerpunkt Deiner aktuellen Forschung, und welche Auswirkungen erhoffst Du Dir davon?
Seit ich im März 2025 meine Doktorandenstelle bei Prof. Elke Schüßler angetreten habe, nehme ich eine management- und organisationswissenschaftliche Perspektive auf die Governance von Nachhaltigkeit in GVCs ein. Ich werde intra- und interorganisationale Managementpraktiken untersuchen, die zur Verwirklichung von Nachhaltigkeit und Menschenrechten in ausgewählten GVCs beitragen (oder diese behindern), wobei natürlich auch rechtliche, politische und regionale Kontextfaktoren berücksichtigt werden. So hoffe ich, mit konkreten empirischen Erkenntnissen über die Beschaffungspraktiken von Unternehmen zum Wissenschaftsraum beizutragen und gleichzeitig einen theoretischen Beitrag zu den M&O-Wissenschaften und der Literatur zum nachhaltigen Lieferkettenmanagement zu leisten.
Was sind Deiner Meinung nach die größten Wissenslücken im Bereich der nachhaltigen globalen Wertschöpfungsketten?
Da ich noch am Anfang meiner Doktorarbeit stehe, sehe ich dies als meine Aufgabe für die kommenden Monate an. Bisher habe ich den Eindruck (einschließlich meiner früheren Arbeit bei einer NRO zu diesem Thema), dass das Wissen über die wichtigsten sozio-ökologischen Risiken und Herausforderungen innerhalb der meisten globalen Wertschöpfungsketten in den meisten Beschaffungsländern bereits vorhanden ist, aber es fehlen noch immer systemische, ganzheitliche Lösungen. Ich persönlich bin der Meinung, dass wir über den derzeitigen Dschungel von Zertifikaten und Labels hinausgehen müssen, die vor allem die Verbraucher verwirren, anfällig für Korruption sind und hohe Anfangsinvestitionen erfordern, so dass sie die ärmsten Arbeiter oder Kleinstbauern oft nicht erreichen.
Wie arbeitest Du mit Kolleg*innen des Wissenschaftsraums zusammen?
Die Multidisziplinarität des Netzwerks ist ein großer Vorteil, so dass ich hoffe, von anderen Perspektiven zu lernen und diese in meine Forschung zu integrieren - zum Beispiel aus den Bereichen Geografie, Politik/Recht und Lieferkettenmanagement. Ich kann mir das über regelmäßige Inputs und kritische Diskussionen auf Tagungen oder Konferenzen, gemeinsame Publikationen und weitere Outreach-Formate vorstellen. Was genau sinnvoll ist, hängt auch von den jeweiligen Forschungsschwerpunkten ab.
Profil
Nora Grosse ist Doktorandin an der Leuphana Universität Lüneburg unter der Betreuung von Prof. Dr. Elke Schüßler. Seit März 2025 forscht sie zur Nachhaltigkeitsgovernance in globalen Wertschöpfungsketten und untersucht, wie Managementpraktiken Nachhaltigkeit und Menschenrechte beeinflussen. Ihre Arbeit verbindet empirische Einblicke in Beschaffungspraktiken mit theoretischen Beiträgen zur Organisationsforschung und zum nachhaltigen Supply Chain Management.
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nora.grosse@leuphana.de