Was hat Dein Interesse an der Erforschung von Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten geweckt?

Ich bin oft erstaunt, wie schwer es ist, die Herkunft alltäglicher Konsumgüter zurückzuverfolgen und zu ermitteln, welche sozialen oder ökologischen Kosten mit ihnen verbunden sind. Bei meiner Feldforschung unter Kleinfischern in Peru habe ich gesehen, wie gut gemeinte Nachhaltigkeits- und Rückverfolgbarkeitsrichtlinien unbeabsichtigt lokale Produzenten ausschließen können, ohne die Ergebnisse zu verbessern. Diese Erfahrungen haben mein Interesse daran geweckt, wie globale Wertschöpfungsketten gesteuert werden – und wie sie umgestaltet werden könnten, damit sie besser für die Menschen und Ökosysteme funktionieren, von denen sie abhängig sind.

Was ist der Schwerpunkt Deiner aktuellen Forschung und welche Auswirkungen erhoffst Du Dir davon?

Meine Forschung konzentriert sich auf die Umsetzung und die Auswirkungen verbindlicher Vorschriften für die Lieferkette in produzierenden Ländern, insbesondere aus der Perspektive der Politikwissenschaft und der Entwicklungsforschung. Ich untersuche, wie sich diese Vorschriften auf den Agrar- und Fischereisektor in Lateinamerika auswirken und wie die Interaktionen zwischen Produzenten, Behörden, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Ergebnisse beeinflussen. Durch die Kombination von Literaturrecherchen, Feldforschung und vergleichenden Fallstudien möchte ich die kontextuellen Faktoren identifizieren, die eine effektivere und gerechtere Steuerung der Lieferkette ermöglichen – insbesondere für diejenigen, deren Perspektiven in der internationalen und nationalen Politikgestaltung oft unterrepräsentiert sind.

Was sind Deiner Meinung nach die größten Wissenslücken in nachhaltigen globalen Wertschöpfungsketten?

Während der Entwicklung von EU-Sorgfaltspflichten und formellen Compliance- und Berichtsmechanismen viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, wissen wir weit weniger über ihre tatsächlichen Auswirkungen – insbesondere auf Lebensgrundlagen, Arbeitsrechte und ökologische Nachhaltigkeit in informellen und nachgelagerten Lieferketten. Eine weitere große Lücke besteht im Verständnis der Wechselwirkungen zwischen globalen Governance-Rahmenwerken und bestehenden lokalen Institutionen, Rechtssystemen und Normen, die oft zu hybriden Governance-Regelungen führen. Wir brauchen auch mehr Forschung darüber, wie ortsbezogene Ressourcen-Governance-Bemühungen mit transnationalen Kettenvorschriften in Einklang gebracht werden können – und darüber, ob staatliche Initiativen marktgetriebene Ansätze in der Praxis ergänzen oder ihnen entgegenstehen.

Wie hoffst Du, mit anderen in diesem Forschungsnetzwerk zusammenzuarbeiten?

Das Projekt bringt verschiedene disziplinäre Perspektiven, Sektoren und Regionen zusammen, um Vorschriften für Lieferketten zu untersuchen. Ich bin besonders an Kooperationen interessiert, die über isolierte Fallstudien hinausgehen, um die Umsetzungsdynamik in verschiedenen Kontexten zu vergleichen und gemeinsame Herausforderungen und Rahmenbedingungen zu identifizieren. Ich freue mich auf den Austausch von Daten, Methoden und Erkenntnissen aus der Praxis – und darauf, voneinander zu lernen, um fundiertere, kontextsensitive Ansätze für die Steuerung von Wertschöpfungsketten zu entwickeln.

Profil

Jelto Makris ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Leuphana Universität Lüneburg und untersucht die Auswirkungen verbindlicher Lieferkettenregulierungen auf die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen in produzierenden Ländern.

Kontakt

21335 Lüneburg, Universitätsallee 1, C11.131
Tel +49.4131.677-2265, jelto.makris@leuphana.de