Interview mit Frederik Kamphues: "Wie funktioniert Feldforschung?"


Was bedeutet es eigentlich, Feldforschung im globalen Süden zu betreiben – und was lernt man dabei über nachhaltige Landwirtschaft, die eigene Rolle als Forschender und strukturelle Zusammenhänge in globalen Lieferketten?
Im Interview sprach Chris, als Teil des Wissenschaftskommunikations-Teams, mit Frederik Kamphues, der für seine PhD Feldforschung in Ghana zu Kakaoanbau plant. Im Rahmen seiner Masterarbeit hat Frederik bereits in Costa Rica zum nachhaltigen Kakaoanbau geforscht – zuvor hatte ihn ein anderes Uni-Projekt bereits für eine Feldforschung nach Ghana geführt.
Wir sprachen über die Herausforderungen, eigenständig Feldforschung zu organisieren, über Zufall, über Vertrauen, Frustrationstoleranz und warum echte Nachhaltigkeit nur dann verstanden werden kann, wenn man mit den Menschen vor Ort spricht – und auch mal selbst mit anpackt.
Frederik erzählte davon, wie es war, als weißer Forscher im Globalen Süden unterwegs zu sein – und was er dabei über seine eigene Rolle als europäischer Forscher in einem internationalen Kontext gelernt hatte. Außerdem erklärte er, wie seine Forschung in die damalige politische Landschaft und die öffentliche Wahrnehmung von nachhaltigen Wirtschaftspraktiken eingebettet war.
Ich habe teilweise eine Woche auf einer Kakaofarm mitgearbeitet, und da merkt man erstmal, was für ein scheiß harter Knochenjob das ist. Von hier aus, vom Schreibtisch in Deutschland, sagt man schnell: „Ach, die machen es sich leicht mit den Chemikalien – die könnten ja auch einfach mehr Unkraut jäten.“ Aber wenn man selbst mal einen ganzen Tag lang bei 40 Grad Unkraut gejätet hat, überlegt man sich beim nächsten Mal, ob man nicht doch lieber auf Chemikalien zurückgreift, statt sich den Rücken kaputt zu machen. Vor Ort hat sich meine Meinung da ganz klar verändert – einfach zu verstehen, was die Menschen dort eigentlich leisten.
Ja, ich würde sagen, einen wirklichen Alltag gibt es eigentlich nicht, weil das ist auch das Schöne am Job: Jeder Tag ist anders, vor allem während der Feldforschung. Es gibt auch Tage, wo du in Ghana bist und richtig viel erlebst. Und dann bist du trotzdem den ganzen Tag nur am Computer, weil du E-Mail schreiben oder Daten auswerten musst, Transkripte formulieren musst und solche Sachen machst. Das kann ein Alltag sein. Genauso kann es aber am nächsten Tag so laufen, dass du 18 Stunden auf einer Kakaofarm unterwegs bist, arbeitest, die Leute befragst, Leute kennenlernst. Teilweise habe ich es in Costa Rica erlebt, an Familienfeiern teilzunehmen und einen absolut verrückten Tag zu erleben, was wunderschön ist.
Die Erfahrungen, die Frederik in seinen bisherigen Forschungsaufenthalten gesammelt hat, fließen nun direkt in sein Promotionsprojekt bei uns im Wissenschaftsraum ein. Mit dem Fokus auf die Auswirkungen technischer Infrastrukturen und regulatorischer Anforderungen – wie etwa menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten (HREDD) – untersucht er, wie sich globale Produktionsnetzwerke im Agrarbereich unter wachsendem politischem und gesellschaftlichem Druck verändern. Der Kakaosektor in Ghana dient ihm dabei als Fallstudie: Im Herbst steht seine nächste Feldforschung an!

Das ganze Interview kann hier nachgelesen werden.