Stephanie de Sousa Viera

Wissenschaftliche Mitarbeiterin (PhD) - Assoziiertes Mitglied des Wissenschaftsraums

Was hat Dein Interesse an der Erforschung von Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten geweckt?

Während meines Jurastudiums und meiner beruflichen Tätigkeit in meinem Heimatland Brasilien begann ich, die Schnittstelle zwischen globalem Handel und Umweltzerstörung zu verstehen und zu beobachten. Diese Erfahrung weckte mein Interesse daran, ein tieferes Verständnis dafür zu erlangen, wie transnationale Vorschriften, insbesondere solche, die ihren Ursprung im Globalen Norden haben, die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen in Entwicklungsländern, insbesondere in Brasilien, beeinflussen. Das führte mich dazu, eine Doktorarbeit zu schreiben, die sich damit befasst, wie Nachhaltigkeitsnormen im Globalen Süden innerhalb komplexer und ungleicher globaler Wertschöpfungsketten gestaltet, übertragen und verinnerlicht werden.

Was ist der Schwerpunkt Deiner aktuellen Forschung und welche Auswirkungen erhoffst Du Dir davon?

Meine Forschung analysiert kritisch die extraterritorialen Auswirkungen der EU-Richtlinie zur Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit (CSDDD) auf den sich entwickelnden ESG-Rechtsrahmen (Environmental, Social, and Governance) Brasiliens. Ich untersuche, wie Brasilien, obwohl es internationalem Druck ausgesetzt ist, auch als Akteur bei der Gestaltung seiner eigenen Nachhaltigkeitsagenda auftritt. Ich hoffe, dass diese Forschung zu demokratischeren und inklusiveren Ansätzen für die transnationale Nachhaltigkeitsgovernance beiträgt, Ansätze, die lokale verfassungsrechtliche und institutionelle Kontexte berücksichtigen und die Internalisierung externer Standards durch legitime, kontextsensitive Prozesse unterstützen. Mein Ziel ist es, nicht nur die entscheidende Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit und des Dialogs bei der Regulierung globaler Wertschöpfungsketten hervorzuheben, sondern auch die Notwendigkeit, dass Brasilien eine proaktive Rolle bei der Förderung struktureller, umweltorientierter Veränderungen seiner ESG-Agenda übernimmt.

Was sind Deiner Meinung nach die größten Wissenslücken in nachhaltigen globalen Wertschöpfungsketten?

Aus meiner Sicht besteht eine der größten Wissenslücken in Bezug auf nachhaltige globale Wertschöpfungsketten darin, dass nur begrenztes Verständnis dafür vorhanden ist, wie Länder des Globalen Südens auf internationalen Nachhaltigkeitsdruck reagieren, sich ihm widersetzen oder sich unter seinem Einfluss verändern. Es mangelt an Wissen über das komplexe Zusammenspiel zwischen globalen Normen und nationalen rechtlichen Reaktionen, insbesondere darüber, wie transnationale Vorschriften mit Verfassungsrecht, Rechtspluralismus und sozio-ökologischer Gerechtigkeit in den produzierenden Ländern interagieren.

Wie hoffst Du, mit anderen in diesem Forschungsnetzwerk zusammenzuarbeiten?

Ich hoffe, durch meine Mitarbeit einen Beitrag aus der rechtlichen Perspektive des Globalen Südens leisten zu können, insbesondere als zugelassene brasilianische Rechtsanwältin. Ich möchte die Diskussionen über Machtasymmetrien, die Verbreitung von Regulierungsmaßnahmen und die praktischen Herausforderungen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsnormen in Kontexten, die durch rechtliche und territoriale Ungleichheiten gekennzeichnet sind, vertiefen. Ich bin auch davon überzeugt, dass dieser Beitrag durch den Austausch mit KollegInnen aus den Bereichen Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Geografie und Umweltwissenschaften bereichert wird.

Profil

Stephanie de Sousa Vieira ist Doktorandin an der Joachim-Herz-Promotionsschule für Recht der Leuphana Universität Lüneburg. In ihrer Promotion untersucht sie die Auswirkungen der EU-Richtlinie zur nachhaltigen unternehmerischen Sorgfaltspflicht (CSDDD) auf den Umweltschutz in Brasilien und rechtliche Verflechtungen in globalen Lieferketten.

Publikationen

Vieira, S.C.S. Due Diligence as an Instrument to Enforce Environmental Protection: Analysis of the Regulatory Proposal in European Law. Latin American Journal of European Studies, v. 04, 2024. Doi: https://doi.org/10.51799/2763-8685v4n2015

Vieira, S.C.S. Climate Litigation, Human Rights and Transnational Corporations. Veredas do Direito Journal, v. 19, 2022. Doi: http://dx.doi.org/10.18623/rvd.v19i43.2344

Vieira, S.C.S. Corporate Implications of the EU’s Expanding ESG Regulatory Framework. American Bar Association, Section of Environment, Energy, and Resources, 2025. Available at: https://www.americanbar.org/groups/environment_energy_resources/resources/newsletters/environmental-social-governance-sustainability/corporate-implications-eus-expanding-esg-regulatory-framework/

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