Rohstoffpolitik am Scheideweg: Geopolitische Rivalität und das Streben nach Wertschöpfung
Dr. Christina Saulich (BMZ) und Dr. Meike Schulze (SWP) berichten aus ihrer Feldforschung, geben politische Perspektiven und stehen für ein Gespräch bei Kaffee und Kuchen zur Verfügung.

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 hat die EU ihre Bemühungen zur Stärkung der wirtschaftlichen Sicherheit intensiviert. Kritische Rohstoffe (CRMs) stehen dabei im Mittelpunkt, da sie für grüne, digitale und Verteidigungstechnologien von entscheidender Bedeutung sind, Europa jedoch dem Risiko externer Zwangsmaßnahmen aussetzen. Die Doppelstrategie der EU – Aufbau innerer Kapazitäten bei gleichzeitiger Diversifizierung nach außen durch Partnerschaften – sieht sich nun einer zunehmend volatilen geopolitischen Lage gegenüber. Seit der Rückkehr von Präsident Trump ins Amt im Jahr 2025 haben die Veränderungen in der US-Außenpolitik, die eskalierende Rivalität zwischen den USA und China und der fragmentierte Handel die globalen Lieferketten für Mineralien weiter gestört.
Gleichzeitig behaupten die Produzentenländer im globalen Süden eine größere Rolle im globalen Wettbewerb um Rohstoffe. Traditionell als Exporteure mit begrenzten lokalen Vorteilen positioniert, versuchen sie nun, sich durch industrielle Strategien und die Förderung einer stärkeren lokalen „Wertschöpfung“ in den globalen Lieferketten neu zu positionieren. Diese Ambitionen eröffnen Raum für ausgewogenere internationale Partnerschaften, unterstreichen aber auch anhaltende Spannungen: zwischen unterschiedlichen politischen Prioritäten und Marktmacht, zwischen Rhetorik und Praxis sowie zwischen dem Versprechen der Wertschöpfung und der Schwierigkeit, dieses in die Realität umzusetzen.
Das Seminar verbindet akademische Analyse und politische Praxis und bietet Einblicke in die praktische Politikarbeit und politikorientierte Forschung im Bereich der Rohstoffpolitik
Format
• Teil I: Strukturen und Dynamiken in Mineralienlieferketten – Analytische Beiträge zu Mineralienlieferketten und ihren komplexen Herausforderungen, politische Reaktionen der EU und eine Fallstudie zur Rohstoffstrategie und Außenbeziehungen Sambias mit Schwerpunkt auf Fragen des „gegenseitigen Nutzens“ und der Wertschöpfung.
Kaffeepause
• Teil II: Von der Analyse zur politischen Praxis – Interaktive Sitzung zur Erörterung aktueller politischer Prioritäten, ihrer Auswirkungen auf die Entwicklungszusammenarbeit (BMZ) sowie der Rolle und Methoden politikorientierter Forschung im Zusammenhang mit der Rohstoffpolitik.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Joachim Herz Doctoral School of Law statt.
(links) Dr. Christina Saulich ist Referentin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Förderung von Nachhaltigkeit, Transparenz und guter Regierungsführung in Lieferketten von Mineralien. Vor ihrem Eintritt in das Ministerium war Christina als Wissenschaftlerin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in einem Forschungsprojekt zur Governance von Nachhaltigkeit in Kupfer- und Platin-Lieferketten tätig. Christina verfügt über zehn Jahre Erfahrung in der Arbeit zu globalen Lieferketten, mit einem besonderen Schwerpunkt auf mineralischen und landwirtschaftlichen Lieferketten. Sie promovierte in Politikwissenschaft und hat einen Masterabschluss in Internationalen Beziehungen.
(rechts) Meike Schulze ist Wissenschaftlerin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin und der Forschungsgruppe „Afrika und Mittlerer Osten“ zugeordnet. Ihre Arbeit im Rahmen des SWP-Projekts Internationale Rohstoffkooperation für nachhaltige und resiliente Lieferketten befasst sich mit der Governance nachhaltiger Lieferketten, Ressourcen-Governance, Geopolitik und kritischen Rohstoffen (CRMs), mit einem regionalen Fokus auf das südliche Afrika. Sie hat einen M.A. in Politikwissenschaft von der Freien Universität Berlin sowie einen M.Sc. in Public Policy and Human Development der United Nations University-MERIT und der Maastricht University.
Wann & Wo
Leuphana Universität Lüneburg