Prof. Dr. Jann Lay
Projekt PI, Leiter des Forschungsprogramms „Globalisierung und Entwicklung“; Apl. Prof. an der Georg-August-Universität Göttingen

Was motiviert Deine Forschung über Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten?
Die Untersuchung der realen Auswirkungen des gut gemeinten deutschen Lieferkettengesetzes und der neuen EU-Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (CS3D) auf Arbeitsbedingungen und Umweltergebnisse - von den Fabrikhallen in Äthiopien bis zu den Fließbändern in Vietnam - ist von entscheidender Bedeutung, um zu verstehen, welche Governance-Modi von globalen Wertschöpfungsketten den Bedürfnissen der Menschen und den Menschenrechten am besten gerecht werden. Ich möchte solide Beweise vorlegen, die den politischen Entscheidungsträgern Aufschluss darüber geben, ob diese Gesetze die Löhne, die Arbeitsbedingungen und die Umweltstandards verbessern - oder ob sie zum Beispiel einfach den Handel zu weniger kritischen Konkurrenten verlagern.
Welche zentralen Herausforderungen oder Chancen siehst Du bei der Gestaltung nachhaltigerer Wertschöpfungsketten?
Globale Wertschöpfungsketten nachhaltiger zu gestalten ist nicht trivial und kann nicht einfach durch europäische Vorschriften vorgeschrieben werden. Ein echter „Wettlauf an die Spitze“ ist also keine Selbstverständlichkeit. Stattdessen muss genau auf unbeabsichtigte Folgen geachtet werden, wie z. B. mögliche Ausschlusswirkungen für kleine Produzenten mit geringen Kapazitäten zur Einhaltung der Vorschriften und die möglichen Verlagerungseffekte. Leakage bezieht sich auf die Verlagerung von Produktion (oder Exporten) an Orte mit weniger strengen Vorschriften und könnte sogar zu negativen Auswirkungen auf die Menschenrechte und Umweltschäden führen.
Wie trägt Deine derzeitige Arbeit zu einer nachhaltigen Unternehmensführung in globalen Wertschöpfungsketten bei?
Sowohl die beabsichtigten als auch die unbeabsichtigten Folgen einer verpflichtenden Nachhaltigkeitsprüfung sind nur unzureichend bekannt. Wir können auf laufenden Forschungsarbeiten im Rahmen des Netzwerks für nachhaltige Lieferketten aufbauen (siehe www.sustainablesupplychains.org).
Was reizt Dich am meisten an der Mitarbeit in diesem Forschungsnetzwerk?
Der Wissenschaftsraum bietet mir die Möglichkeit, all die oben genannten Forschungsthemen mit Forschern aus den Bereichen Management, Recht und Politikwissenschaft zu diskutieren und gemeinsam zu untersuchen. Während wir die entwicklungsökonomische Perspektive aus dem „Erzeugerland“ einbringen, kann die Nachhaltigkeit in der globalen Produktion nur untersucht werden, wenn unser Fachwissen mit den Ansichten dieser anderen Disziplinen zusammengeführt wird.
Profil
Dr. Jann Lay ist Leiter des Forschungsschwerpunkts „Wachstum und Entwicklung“ am GIGA Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg und außerplanmäßiger Professor für Entwicklungsökonomie an der Universität Göttingen.
In seiner Forschung befasst er sich mit zentralen Fragen wirtschaftlicher Entwicklung im Globalen Süden, insbesondere in Afrika. Schwerpunkte seiner Arbeit sind informelle Beschäftigung und Arbeitsmärkte, struktureller Wandel, Landnutzungskonflikte („Landraub“) sowie Klima- und Energiefragen.
Er ist Mitglied des Sonderforschungsbereichs 990 an der Universität Göttingen und hat in zahlreichen renommierten internationalen Fachzeitschriften publiziert. Darüber hinaus ist er ein gefragter Politikberater für internationale Organisationen und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Er ist Mitglied des European Expert Network on International Cooperation and Development der Europäischen Kommission sowie des Steering Committee der Land Matrix-Initiative.
Institutionen
GIGA Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien Hamburg
Georg-August-Universität Göttingen
Profile
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Kontakt
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