Dr. Frauke Steglich
Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Postdoc)

Was hat Dein Interesse an der Erforschung von Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten geweckt?
Als ausgebildete Handelsökonomin fasziniert mich seit langem die komplexe Beziehung zwischen Globalisierung und Entwicklung. Mein Interesse an globalen Wertschöpfungsketten beruht auf dem Wunsch, zu verstehen, wie internationaler Handel und Investitionen die Ergebnisse für Produzent*innen beeinflussen – insbesondere in Entwicklungsländern. Mit der Zeit begann ich mich besonders dafür zu interessieren, wie Nachhaltigkeitsaspekte mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammenhängen, wie die wirtschaftliche Globalisierung mit ökologischen und sozialen Zielen in Einklang gebracht werden kann und wie Handel nicht nur als Wachstumsmotor, sondern auch als Hebel für die Förderung verantwortungsvoller Geschäftspraktiken und einer nachhaltigen Entwicklung dienen kann.
Was ist der Schwerpunkt Deiner aktuellen Forschung und welche Auswirkungen erhoffst Du Dir davon?
Meine aktuelle Forschung konzentriert sich auf die Analyse der Auswirkungen von Menschenrechts- und Umwelt-Due-Diligence-Vorschriften auf die Handelsbeziehungen mit Entwicklungsländern. Ich interessiere mich insbesondere dafür, wie solche Vorschriften die Handelsströme und den Marktzugang für Lieferanten im Globalen Süden beeinflussen und für die Entwicklung von Methoden zur Messung von Menschenrechts- und Umweltrisiken innerhalb globaler Wertschöpfungsketten. Das übergeordnete Ziel meiner Forschung ist es, solide empirische Erkenntnisse zu liefern, die politischen Entscheidungsträgern als Grundlage dienen können. Indem ich sowohl die beabsichtigten Ergebnisse als auch die unbeabsichtigten Folgen von Nachhaltigkeitsvorschriften beleuchte, möchte ich zu einer differenzierteren und effektiveren politischen Debatte beitragen.
Was sind Deiner Meinung nach die größten Wissenslücken in nachhaltigen globalen Wertschöpfungsketten?
Eine wichtige Wissenslücke besteht darin, die tatsächlichen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsvorschriften auf Produzenten in Entwicklungsländern zu verstehen. Die theoretischen Ziele solcher Vorschriften sind zwar lobenswert, aber wir wissen noch zu wenig darüber, wie diese Maßnahmen vor Ort umgesetzt werden – ob sie wirklich zu besseren Ergebnissen führen oder ob sie unbeabsichtigte negative Auswirkungen haben. Außerdem werden bessere Daten und Methoden benötigt, um geeignete Nachhaltigkeitsergebnisse in komplexen und fragmentierten Lieferketten genau zu erfassen.
Wie hoffst Du, mit anderen in diesem Forschungsnetzwerk zusammenzuarbeiten?
Ich freue mich sehr über die Möglichkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb dieses Forschungsnetzwerks. Aufgrund meines wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrunds schätze ich die Erkenntnisse, die andere Disziplinen zum Verständnis und zur Steuerung globaler Lieferketten beitragen können. Ich bin davon überzeugt, dass wir durch die Kombination unserer unterschiedlichen Perspektiven „große Fragen” effektiver angehen können.
Profil
Frauke Steglich ist empirische Ökonomin am German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg. Sie analysiert, unter anderem wie sich Menschenrechts- und Umwelt-Due-Diligence-Vorschriften auf die Handelsbeziehungen mit Entwicklungsländern auswirken können und wie so die Handelsströme und der Marktzugang für Lieferanten im Globalen Süden beeinflusst werden.